Sehr geehrte Damen und Herren,
Oberhausen gehört zu den deutschen Städten, die den höchsten Grad an versiegelten Flächen aufweist und dennoch soll eine weitere Naturfläche einer Wohn- und Gewerbebebauung weichen. Das ist zumindest die Zielsetzung des uns vorliegenden Leitbildes zur Bebauung des Zechengeländes der Zeche Sterkrade. Laut dieses Leitbilds soll hier vor allem hochwertiger, sprich hochpreisiger Wohnraum entstehen.
Bei dem Gelände der ehemaligen Zeche Sterkrade handelt es sich um ein Naturgrundstück, auf dem seltene Pflanzen und Tierarten einen Lebensraum gefunden haben.
Zahlreiche auf dem Zechengelände aufgestellte Schautafeln verweisen auf verschiedene bodenbrütende stark gefährdete Vogelarten, die außer auf Industriebrachen, kaum noch einen Lebensraum in Nord-Rhein-Westfahlen finden.
Das uns vorgelegte Leitbild erklärt hierzu:
„Das Plangebiet wird durch überwiegend als Offenland ausgebildete Biotope geprägt, die auf den sanierten Böden entstanden sind. Aufgrund dieser Biotope hat sich das ehemalige Industriegelände heute zu einer Fläche mit sehr hoher ökologischer Bedeutung entwickelt.“
Für viele Sterkrader*innen ist das ehemalige Zechengelände ein Naturraum, den sie schon heute für verschiedenste Aktivitäten nutzen.
Auch in Sterkrade leben Menschen, die nicht mobil sind, in beengten Wohnungen wohnen, über keine eigenen Gärten verfügen und auch sonst keine Möglichkeiten haben sich außerhalb ihrer Wohnungen aufzuhalten. Aber gerade für diese Menschen sind grüne Räume, Räume mit hoher Aufenthaltsqualität und Freizeitwert.
Das 2022 erstellte Klimaanpassungskonzept für die Stadt Oberhausen bezeichnet die Innenstadt Sterkrade als einen stadtklimatischen Hitze-Hotspot.
Wissenschaftler*innen fordern auch für die Sterkrader Innenstadt umfangreiche Klimaanpassungsmaßnahmen. Unter Klimaanpassungsmaßnahmen versteht sie hier unter anderem Baumpflanzungen, Schaffung von Grünflächen und oder die Entsiegelung von Böden. Eine weitere Forderung lautet die Schaffung von Frischluftschneisen zur Belüftung von Wohnquartieren, um dem Entstehen von Hitzeinseln etwas entgegenzusetzen.
In so einer Krisensituation sollen wir als Rat der Stadt Oberhausen jedoch eine Grünfläche,
ich zitiere aus dem Leitbild,
„eine Fläche mit einem sehr hohem Kaltluftströmungspotential die als Fokusraum Luftaustausch und als wertvoller Freiraum definiert ist“, zur Bebauung frei geben.
Das Umweltbundesamt schreibt zum gleichen Thema:
„Gerade in intensiv versiegelten Siedlungsbereichen von Städten und Ballungszentren gilt es, in Zukunft eine über unverbaute Frischluftkorridore optimierte Frischluftzufuhr zu gewährleisten, sowie durch eine extensivere Stadtbegrünung – Parks und Grünflächen – für vermehrte ‚Kälteinseln’ zu sorgen. In jedem Falle sollte dem Trend einer weiteren Versiegelung von Freiflächen durch Siedlungs- und Verkehrsflächen entgegengewirkt werden.“
So gibt es eine Vielzahl von qualifizierten Studien und Konzepten, die auf die durch den Klimawandel verursachten Probleme und Krisen hinweisen.
Wir sollten endlich aufhören entsprechende Studien und Konzepte lediglich zur Kenntnis zu nehmen, sondern anfangen diese zu verinnerlichen und entsprechend zu handeln.
Die Zeiten, wo wir uns vorbehaltslos Investorenwünschen gebeugt haben, müssen endlich vorbei sein.
DIE LINKE.LISTE toleriert keinen weiteren Raubbau an unserer Natur! Wir fordern den Rat der Stadt auf sich für die Interessen aller Menschen Oberhausens einzusetzen. Wir fordern, dass ein Erholungsraum erhalten bleibt,der schon heute der Gesundheitsförderung, der Entspannung und Freizeitgestaltung dient.
Daher lehnen wir die Vorlage Leitbild der Stadt Oberhausen für die Entwicklung des Geländes der ehemaligen Zeche Sterkrade entschieden ab!