Am 11. August hat Stadtverordnete Heike Hansen die lokale Beratungsstelle von pro familia in Oberhausen besucht.
Pro familia ist der führende Verband zu den Themen Sexualität, Partnerschaft und Familienplanung in Deutschland. pro familia engagiert sich für die Selbstbestimmung des Menschen und arbeitet offensiv für eine Kultur, in der unterschiedliche Lebensweisen entwickelt, gelebt und geachtet werden.
Dr. med. Christine Gathmann und Diplom Sozialpädagogin Svenja Holz gaben Auskunft über die Tätigkeitsbereiche der Einrichtung, die soziale Situation vor Ort sowie die finanzielle Situation dieses elementaren Beratungsbereiches.
Im Verlauf des Gesprächs wurde schnell klar, dass die personelle Situation des achtköpfigen Teams sehr verbesserungswürdig ist. Niemand hat eine Vollzeitstelle, die maximale Stundenanzahl einer Mitarbeiterin beträgt 27 Stunden, alle anderen haben weniger Wochenstunden für ihre Tätigkeitsbereiche.
Für diverse Beratungstätigkeiten fehlen pro familia die finanziellen Mittel, um entsprechend der Nachfrage beraten zu können.
Positiv zu vermelden war, dass zukünftig eine weitere halbe Stelle für die Beratung von Opfern sexueller Gewalt eingerichtet und durch Landesmittel finanziert wird.
Dr. med. Christine Gathmann und Diplom Sozialpädagogin Svenja Holz berichteten auch über die Verteilung der Gelder des Verhütungsmittelfonds, für die sie zuständig sind.
Der Verhütungsmittelfond sei eine wichtige Errungenschaft, er werde stark nachgefragt. Auch hier ist die finanzielle Ausstattung nicht ausreichend. Für die Verwaltung der Gelder und der Antragsbearbeitung werden pro familia keine zusätzlichen Stunden bewilligt. Ein weiterer wichtiger Arbeitsbereich von pro familia ist die Elterngeldberatung. Hier ist es nicht optimal, dass durch die Auflösung der Versorgungsämter die Bearbeitung der Elterngeld Anträge für die Stadt Oberhausen von der Stadt Essen erledigt wird und die Abteilung Elterngeld dort stark frequentiert ist.
Eine Schwangerschaft beziehungsweise die Geburt eines Kindes ist für viele Ratsuchende eine große finanzielle Belastung. Daher ist eine Elterngeldberatung häufig auch eine Sozialberatung, die zum Ziel hat, wegbrechende Einkommen zum Bespiel durch Arbeitslosengeld, Wohngeld und ähnliches zu kompensieren.
Einigkeit waren sich die Anwesenden über die Notwendigkeit der Herausnahme des Paragrafen 218 aus dem Strafgesetzbuch,
Die bestehenden Regelungen müssen geändert beziehungsweise abgeschafft werden. Die Abschaffung des sogenannten Werbeverbotes (§219a) wurde als erster Schritt begrüßt.
Die Beratungspflicht bei einem Schwangerschaftsabbruch gehört ebenfalls abgeschafft und soll durch ein freiwilliges Beratungsangebot ersetzt werden.
Kritikwürdig ist auch der Umstand, dass lediglich zwei Praxen in ganz Oberhausen Schwangerschaftsabbrüche anbieten und die Krankenhäuser sich weigern, diesen Eingriff vorzunehmen, was für Frauen zusätzliche Belastung bedeutet, wenn sie für die Behandlung in andere Städte reisen müssen.
„Das war ein wirklich sehr angenehmer und informativer Besuch.“, erklärt Heike Hansen, Stadtverordnete für DIE LINKE.LISTE. „Ich habe einen guten Einblick in die Arbeit von pro familia bekommen und konnte einige Fragen stellen, die für unsere Arbeit als Kommunalfraktion wichtig sind. Es wurde noch einmal deutlich, was für ein wichtiges soziales Angebot pro familia mit den begrenzten finanziellen Mitteln und einem überschaubaren Team jeden Tag stemmt.
Schwangerschaftskonfliktberatung, Anlaufstelle bei sexuellem Missbrauch, die Verwaltung des Verhütungsmittel Fonds, Sozialberatungen in der Schwangerschaft und zum Elterngeld sind Angebote, die zur Stärkung des Selbstbestimmungsrechtes von Frauen entscheidend beitragen.
Hier müssen alle Möglichkeiten genutzt werden, um das Beratungsangebot nicht nur zu erhalten, sondern auch weiter auszubauen.“