AutorInEin Beitrag von Martin
Die Linke.Liste
Die Linke Kreisverband Oberhausen
24.06.2020

DIE LINKE.LISTE: Kein Olympia im Ruhrgebiet

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
meine Damen und Herren,

grundsätzlich mag ich den Olympischen Gedanken: Verbunden im Sport sollen
sich die Athleten aus aller Welt über Kriege und Krisen hinweg in ihren
Disziplinen messen. Schaut man sich die Olympischen Spiele der letzten
Jahrzehnte an, so scheint der Olympische Gedanke allerdings der
Kommerzialisierung des Sports geopfert worden zu sein. Und so ist es nicht
verwunderlich, dass die Idee von Olympischen Spielen an Rhein und Ruhr
vornehmlich über die privatwirtschaftlich finanzierte Initiative „Rhein Ruhr City
2032“ vorangetrieben wird.

In der Vorlage heißt es, für Oberhausen als Spielstätte spräche ihre zentrale
Position in der Bewerberregion mit guter Anbindung an das Autobahnnetz.
Auch verfüge Oberhausen dank dem Hauptbahnhof über einen Intercity
Express-Fernbahnhof, der eine schnelle Anbindung an die weiteren Spielstätten
zuließe. Das stärkste Argument sei aber, dass „der ÖPNV [.] stetig verbessert
[wird], so dass auch Personen mit eingeschränkter Mobilität die Züge,
Straßenbahnen und Busse immer besser nutzen können“. Diese Sichtweise hat
die Stadt Oberhausen exklusiv. Die vergangenen Jahre waren von Kürzungen im
Liniennetz und Abnahme der Taktfrequenz gekennzeichnet. Auch vom
Fernverkehr ist Oberhausen seit langem vom Hauptschienennetz
abgeschnitten. Im Gegensatz zu vielen internationalen Metropolen, die ihre
ÖPNV-Infrastruktur ausgebaut haben, hängt die Metropole Ruhr hier Jahre
zurück.
Über mögliche finanzielle Auswirkungen schweigt die Vorlage sich bislang aus.
Lapidar heißt es, dass bis Mitte 2020 ein belastbares finanzielles Konzept

vorgelegt werden soll. Mit Blick aufs Datum sollte es eigentlich langsam
vorliegen. Unlängst hat die Universität Oxford in einer Studie jedoch
festgestellt, dass Olympische Spiele immer teurer werden als geplant: Die
durchschnittliche Kostenüberschreitung betrug satte 252 Prozent! Am Ende
sind die Spiele ein riesiges Minusgeschäft für alle beteiligten Kommunen, nur
nicht für das Olympische Komitee, die Sportvermarkter und Rechtehändler.
Dafür sorgt der sogenannte „Host City“-Vertrag. Der fordert von den
Ausrichtern umfangreiche Finanzgarantien und bürdet den Städten das
finanzielle Risiko auf. Das würde auch auf die Region Rhein-Ruhr zukommen.
Letzten Endes haftet also der Steuerzahler für Olympia. Denn auch ohne
Kostenübersteigungen, geht es um Milliarden von Steuergeldern. Davon ab
sprechen nicht gerade die zahlreichen Korruptions- und Dopingskandale für ein
solches Mega-Event. Ganz zu schweigen, von der unrümlichen Rolle des
Olypmischen Kommittes in der Corona-Krise, als dieses erst dann auf die Spiele
in diesem Jahr verzichtete, als der öffentliche Druck zu groß wurden und erste
Athleten eine Teilnahme ablehnten.

Erst vor einigen Tagen hatte unser Stadtkämmerer die finanziellen
Auswirkungen der Corona-Krise beziffert und die Bürgerinnen und Bürger auf
neue Einschnitte vorbereitet. Für Olympische Spiele, von denen die
Oberhausenerinnen und Oberhausener allerdings nichts bis wenig haben
werden, nun Geld investieren zu wollen, ist nicht gerade feinfühlig. Das was die
Stadtspitze sich durch Olympia erhofft, könnte auch ohne die Spiele
durchgesetzt werden: ein Ausbau des Nahverkehrs, Verbesserung der
Infrastruktur insgesamt, mehr Wohnraum usw. Auch sportpolitisch wird dies
die Vereine in Oberhausen bzw. NRW nicht weiterbringen. Einziger Nutznießer
der Spiele werden die privaten Betreiber der großen Multifunktionshallen und
Stadien sein. Der Breitensport wird auch nach Olympia weiterhin mit maroden
Sporthallen oder zu wenigen Sportplätzen zufriedengeben dürfen.

Von Nachhaltigkeit keine Spur. Von daher sprechen wir uns bereits frühzeitig gegen
Olympische Spiele aus. Bevor sich der Deutsche Olympische Sportbund im
kommenden Jahr entscheiden muss, mit welcher Stadt oder Region er ins
Rennen geht, sollten schnellstens diejenigen über Olympia entscheiden dürfen,
die letztlich die Zeche zu zahlen haben. Ein frühzeitiger Bürger*innen- oder
Volksentscheid zur Durchführung von Olympia an Rhein und Ruhr ist
unabdingbar

Jetzt teilen: