Liebe Friedensfreundinnen & Friedensfreunde,
wie gerne wären wir heute bei euch gewesen, um gemeinsam mit euch ein starkes Zeichen
für eine geeinte und friedliche Gemeinschaft und gegen Krieg und das Vergessen zu setzen.
Leider wurde das Friedensdorf durch die Covid-19-Pandemie vor viele Herausforderungen
gestellt. Hierzu gehört sicherlich an erster Stelle, mit der Gewissheit umzugehen, dass aktuell
gesunde Kinder in unserer Heimeinrichtung untergebracht sind, die längst zu Hause bei ihre
Familien sein könnten. Oder zu akzeptieren, dass wir aufgrund der Verantwortung unseren
Schützlingen aus Kriegs- und Krisengebieten gegenüber an Veranstaltungen wie der heutigen
nicht teilnehmen können, um den Kindern des Friedensdorfes den Schutz zu bieten, den sie
so dringend benötigen.
Es ist der Antikriegstag: heute soll es darum gehen, aus der Zeit der verhängnisvollen Ideologie
des Nationalsozialismus zu lernen, sie zu hinterfragen und an ihre Grausamkeiten zu erinnern.
Glücklicherweise können wir heute in Deutschland behaupten, in Frieden zu leben – was
zumindest dann zutrifft, wenn wir Frieden als einen Zustand hinnehmen, bei dem die bloße
Abwesenheit von Krieg beschrieben wird.
Aber sollte das allein der Anspruch sein, den wir an eine demokratische und friedliche
Gesellschaft haben?
In über 53 Jahren unserer Arbeit haben wir festgestellt, dass so viel mehr hinter dem Begriff
des Friedens steht: wir müssen ihn weniger als Zustand und mehr als einen kontinuierlichen
Prozess verstehen, bei dem es darum geht einen angemessen Raum für demokratische
Werte, Toleranz, soziale Gerechtigkeit und die Fähigkeit zum konstruktiven Dialog zu schaffen.
Gerade in der aktuellen Zeit kommt dies umso mehr zum Tragen. Kurzum braucht es als
Grundlage hierfür vor allem eins: die Übernahme von Verantwortung jeder und jedes
Einzelnen von uns.
Auch wenn wir uns heute persönlich nicht sehen können, so heißt es keineswegs, dass wir
nicht bei euch sind. Wir – als Friedensdorf International – unterstützen den diesjährigen
Antikriegstag aus der Ferne. Im Kopf sind wir bei euch und genau dort beginnt der Frieden
doch. Er beginnt in unseren Köpfen und er vollzieht sich in unseren Handlungen! Danke, dass
ihr heute einen Teil zu diesem wichtigen Prozess beitragt!