Am 23. Juli jährt sich der Beginn der systematischen Angriffe gegen die tamilische Minderheit auf Sri Lanka, die als „Schwarzer Juli“ in die Geschichte eingegangen sind. Singhalesische Nationalisten vertrieben mehr als 150.000 Menschen, zerstörten mehrere tausend Geschäfte und Wohnhäuser, etwa 3000 Tamilen fielen dem Pogrom zum Opfer.
Die damalige Regierung Sri Lankas unterstützte dieses brutale Vorgehen durch die Weitergabe von Wählerlisten, die es ermöglichten, über einen Zeitraum von einer Woche die Wohnhäuser und Geschäfte von Tamilen zu identifizieren und anzugreifen. Dem vorausgegangen war eine kriegerische Auseinandersetzung zwischen Regierungstruppen und Kämpfer*innen der LTTE (Befreiungstiger von Tamil Eelam), bei der 13 Soldaten ums Leben kamen. Der Bürgerkrieg dauerte über 30 Jahre an und endete mit einem Einmarsch der sri-lankischen Armee in die tamilischen Gebiete im Norden und Osten der Insel, die sich unabhängig erklärt hatten. Bis heute gelten rund 146.000 Tamili*innen offiziell als vermisst.
Agilan Waradarajah, Stadtratskandidat der Partei DIE LINKE, gehört zu den vielen Tausenden, die im Juli 1983 aus dem Land fliehen mussten, um ihr Leben zu retten.
Gemeinsam mit vielen Tamil*innen in der BRD, von denen ein großer Teil im Ruhrgebiet lebt, fordert er seit Jahrzehnten, dass der sri-lankische Staat Entschädigungen leistet, die damaligen Verantwortlichen juristisch zur Rechenschaft gezogen werden und die politischen Gefangenen aus dem vor zehn Jahren beendeten Bürgerkrieg entlassen werden.
Zum Jahrestag des Pogroms erklärt Agilan Waradarajah:
„Als die Angriffe der Nationalisten begannen, besuchte ich die Grundschule in Colombo. Die Schule wurde an diesem Tag geschlossen und meine Eltern und ich mussten uns bei Nachbarn verstecken.
Unser Haus wurde niedergebrannt und wir standen vor dem Nichts. Mit einem Schiff der indischen Regierung gelangten wir kurz darauf erst nach Jaffna. Dort konnten wir eine Weile bleiben, bis wir schließlich nach Deutschland geflohen sind. Zehntausenden erging es ähnlich wie mir und meiner Familie. Bis heute warten wir auf Entschädigung und ein Ende der Straffreiheit für die Täter.
Durch meine Geschichte weiß ich, wie wichtig es ist, dass Geflüchteten die bestmögliche Hilfe zu Teil wird. Deswegen fordere ich, dass Oberhausen sich noch besser um die Menschen kümmert, die sich hier eine neue Existenz aufbauen müssen und dass wir zusätzliche Menschen aufnehmen, die vor Krieg und Elend fliehen mussten. Wir haben den Platz und die Möglichkeiten und wir müssen sie nutzen.“